„The director hires you, the producer pays you and the audience loves you.“
Diesen Grundsatz einer Castingexpertin in Hollywood möchte ich heute einmal kurz auf die Unternehmenskommunikation übertragen.
Unternehmensfilme und Imagefilme sie sind die Klassiker unter den Filmen für die Unternehmenskommunikation. Wurden sie früher meist für Messen und Unternehmenspräsentationen verwendet, so sind sie heute in den verschiedensten Genres oft das erste Bild des Unternehmens im Internet und haben vor allem einen Zweck: Sie sollen für eine Firma, eine Marke, ein Produkt oder einen Arbeitgeber werben.
Nicht nur im Recruiting wird hier immer mehr auf die eigenen Mitarbeiter als Protagonisten und Markenbotschafter gesetzt – nichts ist überzeugender, als ein Zeugnis (Testimonial). Diese speziellen Unternehmensfilme, auch Testimonialfilme genannt, transportieren lebendig und zugleich unterhaltsam ihre Botschaft aus erster Hand, weil echte und spontane Aussagen der Protagonisten vom Zuschauer unbewusst immer als glaubwürdig eingestuft und akzeptiert werden. Qualitativ hochwertige gestaltete Bilder unterstreichen die Interview-Aussagen.
Wie funktioniert der Testimonialfilm?
Zuallererst steht die wichtigste Frage: Gibt es bei Ihnen im Haus Mitarbeiter, die für Ihr Unternehmen sprechen können? Nicht in allen Abteilungen finden sich automatisch die telegenen und überzeugend erzählenden Kollegen. Es ist auch nicht immer der Mitarbeiter in einer Führungsposition, der am besten über Projekte, Produkte und die Firma sprechen kann. Oftmals finden sich unter den ganz normalen Arbeitnehmern wahre Kleinode, die frei weg von der Leber in einer ganz spannenden und vor allem unterhaltenden Weise über Ihre Belange berichtet.
Natürlich gibt es gewisse Bereiche, über die nur Geschäftsführer oder führende Persönlichkeiten sprechen sollten, wie Geschäftszahlen, strategische Ausrichtungen oder die Personalentwicklung. Aber warum soll nicht der normale Lagerarbeiter einmal die Firmengeschichte aus seiner Perspektive schildern? Auch eine Laborantin oder ein IT-Fachmann kann über den großartigen Spirit in Ihrer Firma sprechen.
Wenn Sie Mitarbeiter als Protagonisten suchen, dann suchen Sie am besten gleich mehrere Personen, die für den Film in Frage kommen. So kann Ihre Produktionsfirma oder Agentur aus einem Pool schöpfen und vorab ein verlässliches Casting machen.
Wenn Sie sich für ihre echten Mitarbeiter als Protagonisten Ihrer Unternehmensfilme entscheiden, dann sollte Ihnen aber auch deren Wirkung ganz klar sein. Die wenigsten Menschen sind naturbegabte Schauspieler, die sich in einer arrangierten Kulisse inszenieren lassen. Lassen Sie hier die dokumentarische Spielweise zu. Die Kamera wird Situationen eher beobachten und begleiten und die Bilder werden erst später in einer geschickten Montage ihre Kraft entwickeln.
Auch sollte für Interviews mit realen Protagonisten genügend Zeit eingeräumt werden. Ein reines Frage‐ und Antwortspiel vor der Kamera ist für die meisten äußerst ungewohnt, oft sogar verängstigend ‐ übrigens gilt das meist auch für die Filmprofis hinter der Kamera. Idealerweise lernen sich der Regisseur und die Mitarbeiter schon einmal vorab kennen, tauschen Gedanken und Geschichten aus und gewinnen so wertvolles Vertrauen zueinander. Das Interview selber kann sogar mehr ein Gespräch sein, aus dem der Cutter nachher im Schnitt aus kurzen Aussagen eine emotionale Essenz schafft.
Es ist sinnvoll, jedem Protagonisten einen Themenbereich zuzuordnen, über den er sprechen soll. Checken sie schon bei der Planung, ob alle Themen, die in dem Unternehmensfilm eine Rolle spielen, durch Mitarbeiter abgedeckt sind. Seien Sie sich aber bewußt über den Klang eines Sprecherlaien. Wir raten, daß zwar die Themenbereiche vorgegeben werden, nicht aber genaue Texte. Amateure können viel besser in ihrer eigenen Sprache emotional und mitreissend erzählen. Auch wenn mal ein Satz nicht ganz grammatikalisch richtig ist, kann dieser manchmal eine viel größere Wirkung erzeugen, als vorgefertigte Texte aus der PR-Abteilung.
Testimonialfilme lassen sich heute mit kleinen Teams effektiv (teilweise an einem Tag) zu moderaten Preisen produzieren und erzielen emotional manchmal größere Wirkungen als eine große, filmische Imagekampagne.
